Archiv 2018


Vom 09. bis zum 10. November 2018

Sichten XIX – Politik und Demokratie

„Politik – Au ja, das machen wir!“
Einmischen – Mitreden – Haltung zeigen

In Zeiten zunehmendem Populismus ist es wichtig, Kinder und Jugend- liche schon früh an politische Prozesse heranzuführen. Der spielerisch – theatrale Umgang mit politischen Inhalten schafft eine unverkrampfte, dem jeweiligen Alter angemessene Möglichkeit, politische Prozesse, Partizipation und Demokratieerziehung erfahr- und umsetzbar zu machen. Die frühe Einbeziehung in diese, für unsere Gesellschaft so relevante, Diskussion beugt Politikverdrossenheit vor und weist den Weg zu gesellschaftlichem Engagement und bewusster Teilhabe.

Die Theaterpädagogik zielt mit ihren Methoden auf den gleichberechtigten Umgang miteinander, baut auf Partizipation und macht das demokratische Prinzip erlebbar – sei es als direkte Methode und als konkretes Thema, sei es im übergeordneten Prozess der Stückentstehung:

Wie partizipativ oder autokratisch ist dieser gestaltet?
Wie demokratisch wird verfahren?
Welche Inhalte werden behandelt?

Das Theaterpädagogische Fachforum Sichten XIX „Politik – Au ja, das machen wir!“ greift diese Themen auf und vermittelt vielfältige Methoden künstlerischer, demokratischer und partizipativer Prozesse.
Anhand von theaterpraktischen Workshops, Best-Practice – Einblicken und der innovativen Partizipationsmethode der Barcamps überprüfen wir die Anwendbarkeit in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

SICHTEN bietet neben der Möglichkeit zum Austausch mit Kolleg*innen besonders auch die Chance, selbst aktiv zu werden und unterschiedliche Ansätze aus der Praxis und die Möglichkeiten von Partizipation und Demokratie in künstlerischen Prozessen auszuprobieren.

Außerdem gibt es die Möglichkeit, direkt vor und nach dem Fachforum jeweils ein Stück im GRIPS Theater und im Theater Strahl zu sehen und sich im dazu angebotenen Einführungsworkshop thematisch auszutauschen.

Wir wünschen Ihnen anregende Tage, das SICHTEN Organisationsteam

Sichten XIX – Theater und Politik – Vom 09. bis zum 10. November 2018

Ablauf

Donnerstag 8. November 2018
18:00 Uhr Einführungsworkshop im Theater Strahl, Halle Ostkreuz
19:30 Uhr Aufführung #BerlinBerlin im Theater Strahl, Halle Ostkreuz
Freitag 9. November 2018
08:30 Uhr Check-In, Anmeldung und Wahl der Workshops im FEZ-Berlin
09:00 Uhr Begrüßung und Vorstellung
09:30 Uhr Impulsvortrag Monika Dehmel, Politik zum Anfassen e.V.
10:15 Uhr Workshop Runde 1
12:15 Uhr Mittagspause
13:15 Uhr Best-Practice
15:15 Uhr Kaffeepause
15:30 Uhr Workshop Runde 2
17:30 Uhr Austausch bei Sekt
Samstag 10. November 2018
09:30 Uhr Begrüßung und Warm-Up im FEZ-Berlin
10:00 Uhr Workshops und Best-Practice
12:00 Uhr Mittagspause
13:00 Uhr Barcamp
16:00 Uhr Auswertung im Plenum mit Kaffee und Gebäck
17:00 Uhr Abschluss des Fachforums im FEZ
18:00 Uhr Einführungsworkshop im GRIPS Theater, Hansaplatz
19:30 Uhr Aufführung „Dschabber“ im GRIPS Theater, Hansaplatz

Sichten XIX – Politik und Demokratie – Vom 09. bis zum 10. November 2018

Aufführungen

Am 8. November im Theater Strahl, Halle Ostkreuz:

#BerlinBerlin – von Mauern und Menschen

18:00 Uhr Einführungsworkshop
19:30 Uhr Aufführung

Jede Mauer ist ein tragischer Fall.
Jede Mauer fällt.
Eine Mauer steht und fällt.
Eine Mauer fällt hin und steht wieder auf.
Eine Mauer stolpert, fällt hin und steht wieder auf.
Eine Mauer ist komisch.
Eine Mauer, die steht und nicht fällt, ist nicht komisch.
Eine Mauer, über die man stolpert, ist komisch.
Eine Mauer, die einen zu Fall bringt, ist tragisch.“

Für Ingo ist die Berliner Mauer alles andere als ein „Wimpernschlag der Geschichte“. 1961, am Tag des Mauerbaus geboren, wird die Errichtung des „Antifaschistischen Schutzwalls“ sein gesamtes Leben in Ost-Berlin bestimmen. Auf seinen Vater wartet er vergebens, denn der lebt längst mit einer neuen Familie in West-Berlin, seine Mutter schweigt und verdrängt und sein Heimatland mauert sich immer weiter ein. Doch als das „Hierbleiben“ für Ingo nicht mehr geht und er endlich „rüber“ darf, ganz legal per Ausreiseantrag, ist der 9. November ´89 und die Grenze ist plötzlich offen.

Vier Theaterautor_innen, aus Ost und West, geboren vor und nach der „Wende“, haben in einem kollektiven Schreibprozess ein Stück über das Leben in einer geteilten Stadt entwickelt. Eine Familiengeschichte in Ost und West stellt die Frage nach dem Sinn von Mauern, die uns trennen und immer wieder neu errichtet werden.

Am 10. November 19:30 Uhr im GRIPS Theater, Hansaplatz:

Dschabber

von Marcus Youssef
deutsche Übersetzung von Bastian Häfner

18:00 Uhr Einführungsworkshop
19:30 Uhr Aufführung

Die 16-jährige selbstbewusste Fatima hat sich entschieden, ein Kopftuch, den Hidschãb, zu tragen. Sie ist vor zwei Jahren mit ihren Eltern aus Ägypten geflohen und obwohl sie ihre alte Heimat gelegentlich vermisst, hat sie sich an ihre neue Umgebung mühelos angepasst. Ernsthafte Probleme ergeben sich erst, nachdem ihre Eltern sie wegen eines anti-muslimischen Graffitis die Schule wechseln lassen. Fatima vermisst nicht nur ihre besten Freundinnen, die sich selbstironisch die »Dschabber« nennen, sondern muss sich mit ihrem neuen Mitschüler Jonas herumschlagen, der ihr mit einer Mischung aus Überheblichkeit und Hartnäckigkeit auf den Geist geht. Obwohl die beiden unterschiedlicher kaum sein könnten, entwickelt sich zwischen den Teenagern eine vorsichtige Liebesgeschichte. Die Schwierigkeiten aber, die ihre Beziehung mit sich bringen, werden zur größten Herausforderung ihres jungen Lebens.

Marcus Youssefs »Dschabber« erzählt unaufgeregt und zugleich einfühlsam von zwei Jugendlichen, deren kulturelle Unterschiede für sie selbst zwar nicht ohne Probleme, aber überbrückbar sind. Für ihre Umgebung jedoch scheint ihre Beziehung eine unerträgliche Provokation zu sein.

Sichten XIX – Theater und Politik – Vom 09. bis zum 10. November 2018

Workshops

Workshops am Freitag*


Demokratie im Prozess

- Theatermethoden, bei denen alle mitreden -
von Anna-Sophia Fritsche

Das GRIPS Theater steht seit seinen Anfängen dafür ein, jungen Menschen eine Stimme zu geben. Es möchte allen Mut machen, ihre Position zu finden und diese zu behaupten.

Die Theaterpädagogik hält eine Vielzahl an Methoden bereit, mit denen demokratisches Handeln und Mitbestimmung auch im Unterricht geübt werden können. Lassen Sie uns niederschwellige und spielerische Wege finden, wie möglichst alle - nicht wie so oft nur wenige - sich äußern, mitentscheiden, Fragen stellen und Antworten haben.


Was ist daran politisch?

- Stückentwicklung mit Jugendlichen -
von Ellen Uhrhan

Jugendliche für politische Themen zu begeistern und daraus ein Theaterstück machen?
Stückentwicklung mit Jugendlichen: Wie funktioniert das? Und wie kommt da die Politik rein?
Wie man ein Prozess der Stückentwicklung gestalten kann, ausgehend von biografischen Anteilen der Jugendlichen hin zu einem Stück, dass sehr wohl politisch ist, wird in diesem Workshop einführend vermittelt.


ERSPIELE DEINE STADT!

- Ortsspezifisches Theater im Stadtraum mit Kindern -
von Alexander Kuen und Teija Vaittinen / KONFEKT kollektiv

Kinder bewegen sich meist in Stadträumen, die in ihren Nutzungsmöglichkeiten sehr stark vorkonstruiert sind – vor allem durch die Planung Erwachsener. Doch welche Perspektiven haben Kinder darauf? Wer hat welche Nutzungsmöglichkeiten? Und wie würden Kinder die Stadt gerne nutzen?

Vor allem das ortsspezifische Theater bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Stadt spielerisch zu erkunden, umzudeuten, zu irritieren und nicht zuletzt auch Utopien und Veränderungswünsche aufzuzeigen.

Der Workshop nutzt diese Arbeitsweisen und vermittelt, wie Kinder im öffentlichen Raum Theater machen, ihn spielend erobern und dadurch ihre politischen Mitbestimmungsmöglichkeiten erweitern können.


„Proben für’s Leben“

– Workshop zur Forumtheater-Methode -
von Hülya Karci

Forumtheater ist eine weltweite politische Theatermethode von Augusto Boal, die er als ein „Theater der Unterdrückten“ entwickelt hat. Boals Motto lautet: „Schluss mit einem Theater, das die Realität nur interpretiert, es ist an der Zeit, sie zu verändern!“

Im Workshop werden wir die Theorie des Forumtheaters gemeinsam erarbeiten und zur praktischen Anschauung eine Szene entwickeln.


Poetry Slam

– kreative Schreibtechniken für kritische Texte und die performative Vorstellung –
von Youssef Adlah

Im Poetry Slam Workshop vermitteln wir, abgesehen von Grundwissen über Poetry Slam, Techniken die einen dabei helfen Texte zu erstellen und sie dann auch performativ vorzustellen. Dabei wird auf die Bedeutung von Sprache eingegangen und welche unterschiedlichen Schreibstile es gibt. Der Hauptfokus des Workshops richtet sich jedoch auf die Selbstbemächtigung durch das Schreiben.

Alle TeilnehmerInnen werden sich ans Schreiben wagen und dadurch auch an das Konzepts des Empowerments durch Schreiben herangeführt. Am Ende des Workshops wird jede Person einen selbst verfassten Text haben.


Haltung Zeigen

– Argumentationstraining gegen rechte Parolen –
von Serpil Maǧlıҫoǧlu

Das "Argumentationstraining gegen rechte Parolen" hat das übergeordnete Ziel, die TeilnehmerInnen für eine demokratische Kommunikation zu sensibilisieren und in ihrer Handlungsfähigkeit zu stärken. Diskriminierungen im Alltag zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Es geht um Reflexion eigener Denk- und Verhaltensmuster in Bezug auf diskriminierende und menschenverachtende Aussagen und erlernen und einüben neuer Kommunikationsstrategien. Ausgangspunkt hierfür ist die Auseinandersetzung mit und Bewusstwerdung der eigenen Haltung.


Was? Kinder haben Rechte?

- Kinderrechte in der theaterpädagogischen Praxis -

Viele Kinder wissen trotz diverser Pflichten und Regeln, denen sie täglich folgen, überhaupt nicht, dass sie auch Rechte haben - und viele Erwachsene leider auch nicht. Der Workshop gibt einen Einblick in die Rechte des Kindes, die in der UN-Kinderrechtskonvention festgehalten sind. Gemeinsam und mit hohem Praxisanteil erschließen wir die konkrete Bedeutung der 10 Grundrechte und die Anforderungen und Handlungsmaximen, die diese Rechte für uns als Akteur*innen in der Theaterpädagogik mit Kindern und Jugendlichen implizieren. Außerdem entwickeln wir gemeinsam Formate, in denen Kinder ihre Rechte im theaterpädagogischen Prozess selbst erarbeiten und verinnerlichen können.


*Änderungen vorbehalten

Workshops am Samstag*


Tempus fugit: Theater und Zentrum für kulturelle Bildung

von Benjamin Böcker

Tempus fugit erforscht in einem dreijährigen Projekt, wie es als Theater und Zentrum für kulturelle Bildung selbstverständlich inklusiv gestaltet sein kann. Inklusion wird dabei als ein sozialer Prozess aller verstanden, der Barrieren aufdeckt und damit verbundene Hierarchien, Vorurteile und Annahmen hinterfragt. Der Workshop gibt einen Einblick in den Forschungsprozess. Durch theaterpraktische Übungen wird erfahrbar, wie Eigenarten des Theaters in der künstlerischen und theaterpädagogischen Praxis politisch bildend wirken können, um gewohnte Strukturen aufzubrechen und so zu verändern, dass alle Teilnehmenden in ihrer Unterschiedlichkeit gleichberechtigt teilhaben können.


jtw: THEATER ALS INTERVENTION im öffentlichen Raum

von Carlos Manuel und Hartmut Schaffrin

Neben großen mehrmonatigen generationsübergreifenden Theaterinszenierungen mit einem Laienensemble, entwickelte Carlos Manuel in der jJugendtheaterwerkstatt Spandau auch ein kleines Format: die theatrale Intervention, ein kurzes Theaterprojekt zu einem aktuellen gesellschaftliche Ereignis. Auf Grundlage von historischen, politischen, philosophischen und literarischen Texten entsteht in nur drei Wochenendseminaren mit Jugendlichen und Erwachsenen eine Text-Auswahl als Kommentar zum Thema, die dann in einer einmaligen kurzen Performance präsentiert wird.

Gerade bereiten wir – anlässlich des Endes des ersten Weltkrieges und damit verbunden auch des Endes des Internierungslagers für Engländer in Ruhleben - eine neue theatrale Intervention für den Spandauer Stadtraum vor, zur Situation von Menschen mit entzogenen oder eingeschränkten Rechten, wie z.B. Gefangenen oder Geflüchteten.

In unserem Workshop für das theaterpädagogischen Fachforum SICHTEN wollen wir die Arbeitsweise unserer THEATRALEN INTERVENTIONEN beschreiben und mit den Teilnehmern in Ansätzen praktisch nachvollziehen.


Theater Expedition Metropolis: » Dichte Entfernung – beyond borders «

von Ulrich Hardt
In einer Zeit, in der vehement und vielfältig darum gerungen wird, wer wo und mit welchem Recht bleiben und sich behaupten darf, wer Werte setzen oder aufheben kann, macht sich das Theater Expedition Metropolis (ExMe) auf den Weg, künstlerisch zu erkunden und zur Sprache zu bringen, was an der Grenze zwischen ‚Mein und Dein ‘ und ‚Haben und Teilen‘ passiert.

» Dichte Entfernung – beyond borders « erkundet die Gestaltungskraft der Community Kunst, entwickelt künstlerische Formate als Plattform für partizipative Stadtteilentwicklung und bringt sich wandelnde lokale Ressourcen neu ins Spiel.

Im Workshop machen wir uns auf den Weg gemeinsamer Grenz- und Identitätserkundungen.
Auf dem Weg begegnen wir Theater-Expeditionen und der ‚Kunst der Versammlung‘ als methodische Metapher und als methodische Praxis.

Die Werkstatt besteht aus theoretischen Überlegungen, praktischen Übungen und dem gemeinsamen Diskurs über best-practice Beispiele.


*Änderungen vorbehalten

Sichten XIX – Theater und Politik – Vom 09. bis zum 10. November 2018

Best Practice

Best Practice am Freitag*


Der KinderTheaterBeirat am GRIPS Theater

von Friederike Dunger

Seit Oktober 2016 gibt es am GRIPS Theater den KinderTheaterBeirat. Hier kommen Kinder zusammen, um das GRIPS Theater kennen zu lernen und es aus ihrer Perspektive inhaltlich zu beraten. Im Best Practice soll vorgestellt werden, wie die Kinder zu Ansprechpartner*innen für erwachsene Mitarbeitende werden, was ihr Wirkungsbereich im Theater ist und mit welchen Methoden, Themen und Fragen sich der Beirat in den letzten 2 Spielzeiten beschäftigt hat.


MIKUB e.V.: Internationale Begegnungsprojekte

von Katja Zimmermann und Dag Lohde

MIKUB e.V. ist ein unabhängiger Träger, der künstlerische, sozio-kulturelle und insbesondere theatrale, theaterpädagogische und filmische Projekte für und mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen initiiert. Exemplarisch hierfür stehen die internationalen Begegenungen Construct/ Deconstruct (2018) und Körper // Sprache // Archiv (seit 2014), bei denen wir zusammen mit den Teilnehmenden diskriminierungskritischen Fragen mit diskursiven, biographischen und künstlerischen Ansätzen nachgehen.


FEZitty: Die Hauptstadt der Kinder

von Rainer Sioda

Die Idee der Kinderstadt FEZitty ist so einfach wie universell. Denn hier geht es zu, wie im richtigen Leben. Mit verschiedenen Einrichtungen – Läden, Werkstätten, Banken, Post, Rathaus, Müllabfuhr, Bibliothek, Gärtnerei – wird eine Stadtlandschaft als Aktionsfläche zur Verfügung gestellt. Die darin angebotenen Spielrollen können von den Kindern übernommen, ausgestaltet und nach eigenem Ermessen interpretiert werden.

Je nach Vorerfahrungen und Wissen über diese Einrichtungen steigen die Kinder in die verschiedenen Spielrollen ein und kommen nach und nach im gemeinsamen Spiel an: Beziehungen entstehen, Netzwerke und Vereinbarungen entwickeln sich. Die Stadtlandschaft wird mit Leben gefüllt.

FEZitty als Spielstadt ist ein Partizipationsprojekt, das Kindern im Alter von 6-14 Jahren Spiel-, Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten bietet. Im Spiel nehmen die Kinder Rollen und Funktionen ein, in denen sie erlebnisbetont

Aspekte unserer Gesellschaftsstruktur und der Funktionsweise einer Stadt kennen lernen. Kindern werden spielerisch Selbstgestaltungserfahrungen ermöglicht. Künstlerische und gestalterische Aktivitäten sind ein Schwerpunkt des Konzeptes. FEZitty ist ein demokratisch organisiertes Spiel.


*Änderungen vorbehalten

Best Practice am Samstag*


Der Sommernachtstraum mit einer ganzen Grundschule

- Handlungsräume und Entscheidungsprozesse in einem unmöglichen Theaterprojekt -
von Géraldine Mormin

90 Kinder zwischen 7 und 13 Jahren alt sollen an der Aufführung beteiligt werden, der Sommernachtstraum in Märchenvariante als Stückvorlage, alle Lehrkräfte sollen eingebunden werden, Eltern sollen glücklich gemacht werden und dann soll es auch noch Spaß machen.

Wie gehen wir mit hohen Ansprüchen an eine Theaterpädagogik als Allheilmittel in Schule um? Wie können wir Theaterpädagogik in der Grundschule konsequent als Kunst der Kinder verstehen, mutig neue Entscheidungsprozesse mit Kinder und vor allem mit Erwachsenen einüben und Schulkultur einmal anders verhandeln? Wie vermitteln und leben wir Toleranz, Kritikfähigkeit und Beteiligung in einem solchen Prozess – und wo wird Theater mit und von Kindern politisch?

Aus der Praxis heraus berichtet dieses Best Practice von einem weder komplett planbaren noch steuerbaren (Theater-)Prozess, von großen Erwartungen, fast noch größeren Stolpersteinen und großartigen Erfolgen.


Wer Kinder politisch partizipieren lässt, sichert die Zukunft der Demokratie

- Ein Erfahrungsbericht aus der Arbeit zum Theaterstück ‚Die Ministerpräsidentin‘ im Atze-Musiktheater -
von Thomas Sutter

Thomas Sutter, Regisseur und Autor des Stückes, berichtet über seine Arbeit mit Kindern bei der Entwicklung des Stückes und erzählt über Reaktionen von Kindern aus Nachbereitungsgesprächen.

Darüber hinaus berichtet er über das erste ‚Junior-Barcamp‘, das im Atze-Musiktheater beispielhaft mit inzwischen 16 Berliner Schulklassen der 5. und 6. Klassen durchgeführt wurde, bei dem ausschließlich gesellschaftspolitische Themen diskutiert wurden, die von den beteiligten Kindern eingebracht wurden.


Das wird man doch mal sagen dürfen

- Ein Theaterprojekt mit Jugendlichen zum Thema Alltagsdiskriminierung und Rassismus-
von Karen Griese

In Zeiten von zunehmendem Populismus, von Pegida und AfD werden diskriminierende Äußerungen und Handlungen immer lauter und salonfähig. Theater Strahl ist es wichtig, dagegen Haltung zu zeigen - aber wie? 2017 führten wir ein partizipatives Projekt mit Jugendlichen und Künstler*innen aus den Bereichen Theater, Musik, Tanz, Text und Bühnenbild dazu durch - thematisch unterstützt durch Experten von „Gegen Vergessen- für Demokratie e.V."

In diesem Best Practice wird berichtet, wie die unterschiedlichen künstlerischen und politische-thematischen Ansätze von den Jugendlichen zu einer Präsentation entwickelt und zur Aufführung gebracht wurden.


*Änderungen vorbehalten

Sichten XIX – Theater und Politik - Vom 09. bis zum 10. November 2018

Barcamp

Barcamps sind ein agiles, hierarchiefreies Dialogformat, sie leben von Innovation und Kreativität und gewährleisten hochwertigen Wissenstransfer in der Gruppe. Die Eigeninitiative der Teilnehmenden und die Interaktion untereinander sind zentrale Elemente: Barcamps stellen alle auf Augenhöhe. Es gibt keine Referenten_innen, sondern nur Teilnehmende - gemeinsam wird ein Programm aufgestellt, in das alle Anwesenden eingebunden sind.

Dieses Format erproben wir am Samstag: In einer Sessionplanung werden Vorträge angekündigt, Diskussionen vereinbart und Workshops angeboten. So entwickelt sich ein vielseitiges Programm, das ganz den Wünschen der Teilnehmenden rund um unser Thema Politik - Au ja, das machen wir! entspricht. Mit dem aktiven Einbinden aller Personen, entsteht ein intensiver Wissensaustausch, es werden neue Ideen generiert, gemeinsame Projekte angestoßen und Kontakte geknüpft.

Im Anschluss reflektieren und entschlüsseln wir gemeinsam die Methode, um sie im eigenen Arbeitsumfeld selbst anwenden zu können. Denn Barcamps sind sehr auf das Menschliche ausgerichtet, auf wechselseitige Anerkennung, Empathie, Zugewandtheit, und tragen dazu bei, die Bereitschaft zu verstärken, besser ins Gespräch zu kommen. Eine besondere Möglichkeit für die Klasse bis zur ganzen Schule, vom Team bis zum Kollegium.

mit Frank Feldmann

Sichten XIX – Theater und Politik - Vom 09. bis zum 10. November 2018

Dozenten

Youssef Adlah ist der Ideengeber, Gründer und Projektleiter von i,Slam e.V. Er ist gleichzeitig auch der Trainer und Mentor der Slam Poeten. Seit dem zwölften Lebensjahr schreibt er Gedichte und Kurzgeschichten. Dabei ist ihm die Verantwortung der Kunst besonders wichtig, weshalb er in seinen Werken stets versucht ein Spiegel der Gesellschaft zu sein und über die politische als auch soziale Lage zu berichten. Seine anderen Werke beschäftigen sich mit der Selbsterkenntnis und der Reise zu sich selbst. Das ist auch das Thema seines Buches an dem er im Moment arbeitet.

Benjamin Böcker studierte Soziale Arbeit an der katholischen Hochschule Aachen (B.A.) und Theaterpädagogik an der Universität der Künste Berlin (M.A). Er arbeitete drei Jahre als Theaterpädagoge und Dozent am freien Theater Tempus fugit in Lörrach. Nach einer einjährigen Weiterbildung an der Tanzfabrik in Berlin ist er seit 2015 selbstständig als Regisseur und Theaterpädagoge tätig. Seinen Schwerpunkt legt Benjamin Böcker auf die Arbeit mit inklusiven Gruppen. Sein Interesse gilt dabei der Suche nach Formaten und Ausdrucksmöglichkeiten zwischen den Gattungen Schauspiel, Tanz und Performance.

Friederike Dunger, freischaffende Theaterpädagogin in Berlin, leitet seit 2016 zusammen mit Wiebke Hagemeier den KinderTheaterBeirat und arbeitet u.a. für die Deutsche Oper Berlin und das FUNDUS Theater Hamburg.

Frank Feldmann ist Barcamp-Experte der ersten Stunde, der seit 2007 Barcamps in Deutschland organisiert und deren Entwicklung mit fachwissenschaftlichen Veröffentlichungen und Vorträgen auf Kongressen und Workshops begleitet.

Anna-Sophia Fritsche (geboren 1989) hat in München und Buenos Aires Theaterwissenschaft, Psychologe und Interkulturelle Kommunikation studiert. Dabei entdeckt sie ihre Begeisterung für die Theaterpädagogik. Nachdem sie zunächst an den Landesbühnen Sachsen in Radebeul den Herausforderungen der abgelegenen Kulturräume begegnete, arbeitet sie seit 2016 am GRIPS Theater in der Theaterpädagogik. Seit 2018 ist sie Sprecherin des Ak Ost der Kinder- und Jugendtheater in Deutschland.

Karen Giese, Jahrgang 1971. Ausbildung zur Theaterpädagogin an der VHS Neukölln 2000 - 2003, freiberufliche Theaterpädagogin von 2002 bis 2011 (u.a. Projekte im ländlichen Raum, internationale Theateraustauschprojekte im Rahmen von Jugend für Europa, Leitung Jugendtheaterwerkstatt Theater Strahl u.v.m). Von 2011 bis 2015 Leitung Schulkontakte und Besucherservice im GRIPS Theater Berlin, Leitung des GRIPS Kinderclubs mit drei Produktionen. Seit 2015 stellvertretende Leitung Theater Strahl Berlin

Ulrich Hardt ist Theatermacher und Initiator von kommunalen Entwicklungsprojekten, Mit-Gründer von Expedition Metropolis e.V. Seit 1997 Leiter zahlreicher Produktionen und community art Projekte am Internationalen JugendKunst- und Kulturzentrum Schlesische 27 in Berlin-Kreuzberg, des europäischen Netzwerks Creative Cooperations und der europäisch-lateinamerikanischen Initiative Mind and Jump the Gaps. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen transkulturelle künstlerische Praxisformen als Katalysator für Entwicklung, Inklusion, Qualifizierung, Interkultur und sozialer Kohäsion.

Hülya Karci ist freischaffende Theaterpädagogin mit Menschen, die ein Handicap haben, und Übersetzerin des Buches „Unsichtbares Theater“ (eine Methode von Augusto Boal) ins Türkische.

Alexander Kuen ist freischaffender Theaterpädagoge in Berlin und Gründungsmitglied des KONFEKT kollektivs. Er realisiert vornehmlich Theaterprojekte mit Kindern und Jugendlichen und ist an der jugendtheaterwerkstatt spandau, dem GRIPS Theater oder im Projekt Theater macht Schule tätig. Dabei interessiert er sich vor allem für die Wechselwirkungen zwischen ortsspezifischen Arbeitsweisen und städtischen Räumen.

Dag Lohde ist als Dramaturg und Kulturmanager tätig und arbeitet neben seinem Engagement in kulturellen Bildungsprojekten vorwiegend im Bereich des zeitgenössischen Musiktheaters.

Serpil Maǧlıҫoǧlu, in Istanbul geboren und in Lübeck bi-lingual und bi-kulturel aufgewachsen. Studium mit 48 Jahren der Bildungswissenschaft, Erziehungswissenschaft, Pädagogik und MA Bildung und Medien:eEducation an der Fernuniversität Hagen (fehlt nur noch die MA-Abschlussarbeit). Externe Dozentin/Universität und JVA-Berlin. Bloggerin und Autorin. Argumentationstrainerin gegen rechte Parolen. Personale- und Soziale Kompetenztrainerin. Weitere Infos unter: https://kompetenztrainerin.net

Carlos Manuel, geb. 1968 in Luanda, Angola, studierte 1986-1990 Philosophie an der Universidade Federal do Paraná Curitiba / Brasilien, dann 1992-1995 Theaterwissenschaft an der Sorbonne Nouvelle Paris / Frankreich und 1992-1993 auch Schauspiel am Conservatoire National Supérieur d'Art Dramatique de Paris / Frankreich. Danach arbeitete er als Regisseur an vielen deutschen Theatern von München über Halle, Freiburg, Chemnitz, Bielefeld, Potsdam, Hamburg, Esslingen, bis Berlin. Seit 2000 inszeniert er regelmäßig in der Jugendtheaterwerkstatt Spandau (jtw)

Géraldine Mormin, Theaterpädagogin und Prozessbegleiterin mit dem Schwerpunkt altersübergreifende Gruppen, Selbstorganisation und Community Building.

Hartmut Schaffrin, geb. 1953 in Nordhorn, BRD, studierte 1973-78 in Bielefeld Pädagogik, Soziologie und Psychologie, später Schauspiel in Berlin und Rom. 1987 war er einer der Mitbegründer der jugendtheaterwerkstatt spandau und gehört bis heute dem jtw-Leitungskollektiv an.

Rainer Sioda, Berlin, geboren 1958, Mitarbeiter im FEZ seit 1990, seit dem Arbeit in unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten (u.a. Medienpädagoge, Leitung des Projektes Modul / freier Mitarbeiter Deutscher Jugendfotopreis / Projektmanager Phänomenien, FEZitty).

Thomas Sutter, Theaterautor, Regisseur, Schauspieler, Komponist und Musiker, ist seit über 15 Jahren Intendant des Berliner ATZE Musiktheaters und hat seit 1996 knapp 20 Theaterstücke geschrieben, die zum Teil bis heute im eigenen Haus in Berlin-Wedding oder deutschlandweit auf Tournee gespielt werden. Zuvor war er von 1985 bis 1995 als Komponist, Songschreiber und Frontmann der von ihm gegründeten ATZE Band im gesamten Bundesgebiet erfolgreich.

Ellen Uhrhan, Theaterpädagogin (M.A.), Regisseurin, Performerin.
Ellen Uhrhan absolvierte ihr Studium der Theaterpädagogik an der Universität der Künste in Berlin. 2015 -2018 arbeitete sie als festangestellte Theaterpädagogin am GRIPS Theater. Inzwischen ist sie freiberuflich in- und außerhalb Deutschlands tätig. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt auf partizipativen Jugendprojekten der Kulturellen Bildung mit politischen Schwerpunkten. Ihr Arbeitsgrundsatz ist Selbstermächtigung und Selbstorganisation.

Teija Vaittinen ist freiberufliche Theater- und Zirkuspädagogin, Performerin und Gründungsmitglied des KONFEKT kollektivs. Sie kommt aus Finnland und lebt seit 2012 in Berlin. Momentan arbeitet sie hauptsächlich mit Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichen Theater- und Zirkusprojekten z.B. beim Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi, im Kinderopernhaus Lichtenberg oder im FEZ Berlin. Internationale Erfahrung hat sie in Kulturprojekten gefördert vom Erasmus+ Programm gesammelt. Teija Vaittinen hat sich spezialisiert auf Improvisation, Tanz und Bewegung, physisches Theater und Clownerie.

Katja Zimmermann, geboren 1979 in Greifswald, studierte Soziologie an der FU Berlin mit den Schwerpunkten Politik und Psychologie. Schon während ihrer Zeit als sozialpädagogische Fachkraft bei einem freien Träger der Jugendhilfe initiierte und führte sie federführend diverse soziokulturelle Projekte auf lokaler und internationaler Ebene durch. Mit SENSE OF BELONGING und dem integrierten Theaterprojekt BERLINIZMIRPARIS – Mind the Gap! (2011/12) startete sie ihr erstes 3-Länder Jugendprojekt zum Thema Migration.

Katja ist als freie Projektmanagerin tätig und arbeitet mit internationalen Partnern zusammen, häufig in ländlichen strukturschwachen Regionen. Sie verfolgt hier den Aufbau von stabilen Projektformaten für Kinder und Jugendliche durch spartenübergreifende Projektformate. Zeitweise gibt sie als Gastdozentin an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin zu diesen Themen Seminare.

Christian Wehmeier hat Germanistik, Philisophie und Pädagogik in Bielefeld studiert und sich bei der Landesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater NRW zum Theaterpädagogen fortgebildet. Er lebt in Berlin und arbeitet derzeit als Pädagogische Leitung beim Kinder- und Jugendzirkus CABUWAZI Tempelhof. Er ist Teil des Künstler*innen-Kollektivs suite42 und führt als freiberuflicher Theaterpädagoge Projekte u.a. für das GRIPS Theater und an Berliner Schulen durch.

Sichten XIX – Theater und Politik - Vom 09. bis zum 10. November 2018

Konzeption und Veranstalter*innen

KinderMusikTheater e.V., Gabriele Hilsberg, Hannah Ehlers | FEZ-Berlin | Theater Strahl, Karen Giese | GRIPS Theater, Anna-Sophia Fritsche | KREATIVHAUS e.V., Angela Gärtner | LKJ Berlin e.V., Cornelia Schuster

Projektleitung: Gabriele Hilsberg
Projektkoordination: Hannah Ehlers

Gefördert durch die Berliner Landeszentrale für Politische Bildung und die Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater.